Die kritische Haltung des Vorarlberger Waldvereins zu Rehwildfütterungen wurde von Bruno Hespeler bestätigt. Der Waldverein fordert ein Weggehen von der Rehwildfütterung.
Im Rahmen einer LFI Weiterbildungsveranstaltung referierte der bekannte Jagdbuchautor Bruno Hespeler am 20.April 2023 im Bäuerlichen Bildungszentrum in Hohenems zum Thema Wege zur Naturjagd mit Rehwild
Bruno Hespeler trug mit viel Wortwitz das wichtige Thema für klimafitte Wälder und gleichzeitig gesunde Wildtiere mit seinem riesigen Erfahrungsschatz den anwesenden Obmännern und Ausschussmitgliedern von Jagdgenossenschaften, Waldbesitzern/innen und interessierten Jägern sehr spannend vor.
Neben den einigen wildbiologischen Faktoren zum Lebensraum oder auch die Problematik der ganz schwierigen Altersansprachen erklärte Bruno Hespeler auch die schwierigkeiten und Auswirkungen von Fütterungen beim Rehwild. Folgende Punkte nannte er dazu:
- Die Fütterung verhindert die Selektion. Es kommen also ganz schwache krankheitsanfällige Tiere durch.
- an der Fütterung werden die Rehe konzentriert. Es kann damit leichter zu Krankheitsübertragungen kommen.
- durch energiereiches Futter kann es zu Magenübersäuerungen kommen. Das ist oft tödlich (Pansenazidose). Die Immunität wird schwächer und der Parasitenspiegel wird steigt.
- Futter verursacht Durst, der dann durch einen Verbiss versucht wird auszugleichen.
- Offizieller Hauptgrund der Fütterung die Vermeidung von Wildschäden wird nicht besser erfüllt als ohne Fütterung.
Wo wird gefüttert
Überwiegend gefüttert wird nur in Österreich, in Deutschland liegt man bei der Rehwildfütterung etwa bei 50 Prozent. In der Schweiz, Frankreich und Italien wird nicht gefüttert. Interessant, obwohl der Tierschutz in Italien einen sehr hohen Stellenwert hat wird keine Fütterungsnotwendigkeit gesehen (oder vielleicht gerade deshalb). In Slowenien ist die Fütterung absolut verboten. Nachdem in diesen Länder vergleichbare Rehwildpopulationen vorkommen, lässt sich die Nichtnotwendigkeit bereits daraus ableiten.
Weggehen von der Fütterung
Der Vorarlberger Waldverein ist gegen eine Rehwildfütterung und fordert die Jagdgenossenschaften als Vertreter der Grund- und Waldbesitzer auf, in ihrem Einflussbereich darauf hinzuwirken, dass auf Rehfütterungen verzichtet wird. In der Jagdverpachtung besteht die wirksamste Möglichkeit ein Verbot für das Füttern von Rehwild festzulegen. Eine Notzeitfütterung mit Heu könnte zur Abschwächung der empfundenen Härte der Maßnahme erlaubt werden. Zumindest sollte der eindringliche Wunsch zum Nichtfüttern von der Jagdgenossenschaft gegenüber dem Jagdpächter geäußert werden. Reviere, die ein Jagdbewirtschaftung in diese Richtung betreiben, sollten von der Jagdgenossenschaft dezidiert unterstützt werden.