Waldbegehung Wildschutzmaßnamen

Persönliches Engagement und beispiellose Zusammenarbeit über Ideologiegrenzen hinweg:
Waldbegehung in Au und in Schoppernau – zwei Waldstücke, wie sie unterschiedlicher nicht sein können

Ca. 70 Personen – Grundbesitzer, Jäger, Heger, Waldaufseher, sonst. Behördenvertreter, Funktionäre, Unternehmer und Interessierte – sind am 05.04. der Einladung gefolgt, auf der Sonnenseite von Au Verbißschutz und Wildschutzzäune zu begutachten, auf der Schattseite von Schoppernau einen Wald zu erleben, der vor standortgerechter Naturverjüngung nur so strotzt.

Die Sonnenseite oberhalb von Au:
ein derzeit staubtrockener Objektschutzwald, mit kleinräumig wechselnden Rahmenbedingungen (Mergel/Kalkstein, Licht/Schatten, Tobel/Feuchtwiesen/Kämme), mit hauptsächlich Fichtenbeständen, wo eigentlich eine Waldgesellschaft aus Tanne, Buche, Fichte mit etwas Ahorn und Esche dominieren sollte. Der Waldzustand lässt zu wünschen übrig, vor allem, was die Verjüngung betrifft: bisher 100% Totalausfall bei der Tanne, selbst bei der Fichte 70%! Dazu kommt die rasante Klimaänderung, die diesem Standort zusätzlich zu schaffen macht. „Zusätzlich“ ist das Stichwort: die Hauptursache, dass die Verjüngung nicht aufkommt, sind massive Wildschäden.
Abhilfe soll nach einer vorherigen Nutzung des kleinen, überständigen Fichtenwaldes unter anderem ein – im Rahmen der Begehung nicht unumstrittener – Wildschutzzaun schaffen. Er widerspricht der Betretungsfreiheit des Waldes, er wächst früher oder später ein, wenn er aus Metall ist und zersetzt sich bereits nach 10 Jahren, wenn er aus Kunststoff ist. Er ist Schneedruck und Steinschlag ausgesetzt und entsprechend anfällig. Er kann nur ein nicht allzu großes Waldstück schützen und es ist mehr als schweißtreibend, das Material dafür in den Hang zu bringen und ihn aufzustellen. Die Materialkosten sind gerade noch durch Förderungen gedeckt. Vor allem aber gibt dieser Wildschutzzaun der bereits gut sichtbaren Verjüngung (gepflanzt und Natur) die Chance, einfach wachsen zu können, den Hang zu festigen, zu einem standortgerechten Waldstück zu werden.

Begleitbewuchs wie die Vogelbeere ist bereits da – extrem wichtig für die Umsetzung der Bodenauflage, wenn die Fichte wie hier auf artfremdem Boden gewachsen ist. Dieser Zaun zeigt also bereits eine Wirkung, die in die richtige Richtung geht.

Außerhalb überall Einzelschutzmaßnahmen: blau gestrichene Tännchen leuchten, Kunststoffkappen schützen Terminaltriebe und Dreibeine sollen vereinzelte, Sommertrockenheit gut vertragende Douglasien vor dem „Verfegt werden“ schützen.

Beim Abstieg zurück zu den Shuttles liegen eingewachsene Drahtzaunstücke, wo bereits in der Vergangenheit ein Wildschutzzaun den erkennbar „anderen“ Waldwuchs ermöglicht hat.

Wechsel vom Einzelkämpfer zum Teamwork und im Tal weiter nach hinten von der Sonn- auf die Schattseite von Schoppernau.

Dichte, aufstrebende, strukturierte Naturverjüngung, wohin das Auge blickt: die im positiven Ergebnis deutlich erkennbare intensive Zusammenarbeit der Jagd, der Forstleute und Grundbesitzer sowie der Wildbach- und Lawinenverbauung ist – beginnend mit einer drastischen Reduktion des Wildbestandes und Auflösung der Wildfütterung – seit 30 Jahren erfolgreich und wird nach wie vor sehr eindrücklich aktiv gelebt.

Was paradox klingt, ist hier Realität: „Mit diesem Wald kann man das Wild füttern.“
Aus Sicht der Projektbeteiligten sind das die Schlüssel dazu:
• wenn alle Beteiligten den Wald als Auftrag sehen und ihre persönlichen ideologischen Überzeugungen hintanstellen,
• wenn der Wildbestand so weit abgesenkt wird, dass die standortgerechte Weißtanne eine Chance hat, natürlich aufzukommen,
• wenn „sauberer“ (Schutz-)Waldbau betrieben wird und die Jagd den Wildbestand darauf abstimmt,
• wenn Grundbesitzer bereit sind, in ihren Wald zu investieren und die Fördermöglichkeiten zu lukrieren,
• wenn die Wildbach- und Lawinenverbauung mit im Boot ist,
=> dann ist der Organismus Wald – wie hier – gesund und schützt nicht nur Standort und Objekte und damit uns Menschen, sondern bietet auch dem Wild einen artgerechten Lebensraum.

Zurück beim Ausgangspunkt bei Tierarzt Dr. Hannes Kohler gehen – Dank der Gastfreundschaft der Familie Kohler und der Anwesenheit aller Arten von Waldbeteiligten – intensive Diskussionen weiter, ausgerichtet auf die Zukunft unserer Wälder als gesunde Organismen, die all ihre Funktionen erfüllen können, die wir von ihnen erwarten.

DANKE den Organisatoren dieses eindrücklichen Nachmittags,
Dr. Hannes Kohler (Waldbesitzer)
Moosbrugger Manuel (Waldaufseher)
Simma Norbert (Waldaufseher)
Natter Christan (Abteilung Forst)
Strolz Herbert (Jagdgenossenschaft Schoppernau)

Quelle: Vorarlberger Waldverein und zur Verfügung gestellt von Teilnehmenden
(weitere Fotos auf Facebook und Instagram)