Der Vorarlberger Waldverein fordert ein neue Herangehensweise zur Erreichung von lebensraumangepassten Wildbeständen. Die negative Jagdspirale mit immer steigendem Jagddruck muss durchbrochen werden. Anlass für die folgende Pressemeldung des Waldvereins sind die in vielen Gebieten schlechte Erfüllung der Rotwildquoten.
Leider ist die Abschussplanerfüllung bei Rotwild im heurigen Jahr wiederum sehr schlecht. Der Waldverein fordert mit Nachdruck die Erfüllung der Quoten, damit landesweit dem Lebensraum angepasste Wildbestände erreicht werden können. Die im Klimawandel immer wichtiger werdende Mischwaldverjüngung muss aufkommen können! Gleichzeitig könnte das Wild dann selber von den verbesserten Lebensräumen profitieren.
Sehr schlechte Abschusserfüllung – Wie geht es weiter?
Wir sind im Jagdjahr weit fortgeschritten und die regulären Schusszeiten geht mit Jahresende zu. Landesweit liegt die aktuelle Erfüllungsquote beim Rotwild unter 50%. Manche Regionen liegen beim weiblichen Wild, die für die Zuwächse verantwortlichen sind nochmals weiter darunter. Das macht den Anschein, dass lieber die jagdlich interessanten männlichen Stücke (Trophäen) geschossen werden. Eigentlich sollte bis Anfang Winter der Abschuss erfüllt sein, damit anschließend die im Winter für die Wildtiere wichtige Ruhe in die Reviere einkehren kann. Der Vorarlberger Waldverein kritisiert die verantwortlichen Jäger, die die Erfüllungen nicht in der regulären Jagdzeit erreichen und damit einen tierschutzmäßig wesentlich ungünstigeren Jagddruck in der Winterzeit verursachen.
Verjüngung von Mischwäldern – Durchbrechen der negativen jagdlichen Spirale!
Bei Rotwild braucht es nicht nur wegen der TBC-Seuchengefahrensituation eine Bestandesreduktion auf Lebensraum angepasste Verhältnisse, sondern auch wegen den waldgefährdenden Verbissbelastungen und schlussendlich auch wegen den ungenügenden Wildbiotopen selbst. Eine entsprechende Bestandesreduktion zu erreichen, stellt tatsächlich, wie dies von Jägerseite immer wieder betont wird, keine leichte Aufgabe dar. Der aufgewendete Jagddruck macht das Wild scheu und verändert deren Verhalten. Rotwild „tradiert“ zum Beispiel. Das heißt es werden negative Erfahrungen (überings auch positive) von älteren an jüngere Stücke weitergegeben, obwohl die jüngeren diese selber gar nicht erlebt haben. Das kann dann die Jagd massiv erschweren. Es braucht neue Techniken und Methoden in der Jagd selbstverständlich auf wildbiologischer Basis, die genau solche Dinge berücksichtigen. Jagdliche Traditionen oder die immer wieder hoch gehaltene Weidgerechtigkeit dürfen solche Herangehensweisen nicht verhindern. Eigentlich im Gegenteil! Neue Entwicklungen für eine tierschutzgerechtere Jagd müssen daraus unterstützt werden. Die derzeitige langanhaltende Hochdruckwetterlage, die in den letzten Jahren im Herbst sehr oft auftritt und die Jagdausübung sehr erschwert, ist ebenfalls ein Beispiel dafür, dass wir neue innovative Herangehensweisen brauchen.
Mit der Durchbrechung der negativen jagdlichen Spiralen können die Verjüngung der Mischwälder und auch ruhigeres sozusagen „entspannteres“ Wild erreicht werden, was wiederum die Bejagung mit wesentlich weniger Eingriffen möglich macht. In diese Richtung muss sich nach Auffassung des Vorarlberger Waldvereins eine zukunftsfähige Jagdbewirtschaftung entwickeln.
Auch Lebensraumschutz notwendig!
Selbstverständlich hat der Tourismus und auch die Freizeitnutzung, was von Jägerseite immer betont wird, einen negativen Einfluss auf die Lebensräume aller und nicht nur der jagdbaren Wildtiere. Der Waldverein plädiert hier sehr, von Kanalisierungsmaßnahmen und der Ausweisung von Ruhegebieten vermehrt Gebrauch zu machen.