Q/D Waldbewirtschaftung

Wir brauchen klimafitte und stabile Mischbestände und wollen gleichzeitig mit möglichst wenig Aufwand hochwertiges Holz produzieren. Keine einfache Herausforderung, die naturnahe Q/D Waldbaustrategie bietet dazu gerade in den zunehmenden Mischwaldstrukturen erfolgsversprechende Möglichkeiten.

Von einer Gruppe von Vorarlberger Forstleuten und Waldbesitzer wurden im Rahmen einer Weiterbildungsveranstaltung des Ländlichen Fortbildungsinstitutes (LFI) einige Praxisbeispiele direkt beim Entwickler Georg Wilhelm in Rheinlad-Pfalz und im Saarland angeschaut.
Das Holzwachstum im Wald ist auf viele Bäume verteilt. Mit der Lenkung auf weniger Bäume kann einerseits die Stabilität verbessert werden und der Zuwachs auf qualitativ guten Bäumen erhöht werden. Mit wenigen Eingriffen wird im QD Verfahren versucht, einen Wertzuwachs auf wenigen einzelnen Stämme auf der Fläche zu bekommen. QD steht für Qualifizieren und Dimensionieren. Der Waldbesitzer beeinflusst lediglich auf Kleinflächen, sogenannten „Klumpen“, die Bestandsentwicklung. Außerhalb der Klumpen wird der Natur freier Lauf gelassen. Die kostenverursachende Pflege wird also auf wenige Kleinflächen reduziert. Das macht diese Waldpflegestrategie auch für den privaten Waldbesitzer interessant. Die Bestandsentwicklung teilt sich in verschiedene Phasen auf. Jede Phase ist genau definiert und hat ein Ziel.

Die Entwicklungsphasen der QD-Strategie

  1. Etablieren: Der Bestand wird begründet und die jungen Bäume sollen sich gegen die Konkurrenzvegetation durchsetzen.
  2. Qualifizieren: Im Dichtstand sollen zukünftige wertvolle Bäume heranwachsen. In dieser Phase wird ein astfreier Stammabschnitt gebildet. Das Qualifizieren bezieht sich ab nur auf die „Klumpen“ (Kleinflächen).
  3. Dimensionieren: Die Krone wächst in Höhe und Breite. Durch eine kräftige Krone erzeugen die ausgesuchten Bäume mehr Wertholz.
  4. Reifephase: Die Auslesebäume werden geerntet, die neue Waldgeneration wird bereits in neuen Klumpen etabliert.

Kosten gering halten – die natürliche Dynamik nutzen
Eine erfolgreiche Laubholzbewirtschaftung benötigt eine große Zahl an jungen Pflanzen. Nur, wenn die jungen Bäume dicht an dicht stehen, können gute Qualitäten erzeugt werden. Der Dichtstand bewirkt einerseits, dass gerade Schäfte entstehen. Junge Bäume verlieren nur dann ihre Äste, wenn sie von der Seite beschattet werden. Die hohen Stammzahlen bringen viel Arbeitsaufwand mit sich. Um die Pflegekosten klein zu halten, wird die Laubholzpflege nur auf Kleinflächen durchgeführt – den sogenannten „Klumpen“. Ein Klumpen hat einen Durchmesser zwischen 5 und 7 m. Der nächste Klumpen ist mindestens 12 m entfernt. Die Etablierungsphase dauert solange an, bis sich die jungen Bäume gegenüber Konkurrenzpflanzen (Gräser, Hochstauden) und dem Wildverbiss durchgesetzt haben, also etwa aber einer Baumhöhe von 1,3 m.
„Supervitale“ setzen sich durch
Es folgen die Qualifizierungs- und Dimensionierungsphase. Einfacher gesagt: Die Bäume sollen zuerst in die Höhe wachsen und anschließend in die Dicke, um Wertholz zu erzeugen. In der Qualifizierungsphase gibt es einen intensiven Verdrängungswettbewerb zwischen den jungen Bäumen. Die Bäume wachsen nun immer rascher empor und das natürliche Aststerben setzt ein. Aber nicht nur Äste sterben ab, es verringert sich auch die Stammzahl, da die schwächsten Bäume im Konkurrenzkampf unterliegen. Besonderes Augenmerk gilt in dieser Phase den besonders vorwüchsigen Bäumen (Protzen). Da diese eine schlechte Qualität produzieren, sind sie aus dem Bestand auszuscheiden. Bis zu einem Durchmesser von 3 cm kann das passieren, indem man die Krone händisch umknickt. Bei stärkeren Durchmessern kann geringelt werden oder der Baum per Motorsäge entfernt werden.
Durch das Absterben der Äste soll ein astfreier Stammabschnitt entstehen, der etwa 25 % der Endhöhe umfasst. Bei einem Baum, der eine Höhe von 30 Meter erreicht, liegt die gewünschte astfreie Zone bei etwa 8 Meter.
Damit beginnt die Dimensionierungsphase: Wenige ausgewählte supervitale Bäume sollen das mögliche Wachstumspotential ausnutzen. Die Auslesebäume werden nach den Kriterien Vitalität und Qualität ausgewählt und markiert. Die Mindestabstände zwischen Auslesebäumen liegen je nach Baumart und Standort zwischen 8 Meter und 16 Metern. Der ausgewählte Baum muss von möglichen Bedrängern befreit werden, welche die Kronenbildung behindern und somit das Baumwachstum beeinträchtigen können. Bedränger sind alle Bäume, die in Kontakt mit den Kronenspitzen des Auslesebaums treten. Sie werden zwingend entnommen, wenn ihr Beschattungsvermögen die Schattentoleranz des Auslesebaumes überfordert. Somit sollen große Kronen heranwachsen: Der Kronenanteil soll bei 75 % der Baumhöhe liegen. Derart große, kräftige Kronen sorgen nicht nur für ein starkes Wachstum. Bäume mit großen Kronen sind auch stabiler und weniger anfällig gegenüber Windwurf. Auch hinsichtlich einer hohen Biodiversitätsqualität sind diese Bäume sehr positiv zu beurteilen.
Die Reifephase beginnt, wenn der Baum 80 % seiner Endhöhe überschritten hat. In der Erntephase soll auch bereits die neue Waldgeneration etabliert sein. Das bedeutet, dass die neuen Klumpen bereits in die Qualifizierungsphase eintreten. Bei der Ernte muss besonders sorgfältig gearbeitet werden. Dazu ist ein dichtes Netz an Forststraßen und Rückewegen notwendig.

Wertholzproduktion
Waldbauliches Ziel ist es, für etwa 10% des Holzzuwaches Wertholzqualitäten zu erreichen. Damit ergibt sich im Vergleich zu einer normalen Massenproduktion eine wesentlich höhere Wertschöpfungsmöglichkeit. Für eine Messerfurnierqualität von Buche bekommt man etwa 400.- bis 700.-/fm. Bei Eiche, Bergahorn, Kirsche oder Elsbeere können noch wesentlich höherer Festmeterpreise erzielt werden. Bei einer Massenproduktion können etwa 7 fm vom Zuwachs vermarktet. Das ergibt dann etwa einen durchschnittlichen Ertrag von 200.- Euro pro Hektar. Wenn man 10% also etwa ein Festmeter als Wertholz vermarktet werden können, liegt man im Vergleich wesentlich höher. Ohne Berücksichtigung der Massenware liegt man mindesten bei der doppelten Ertragsmöglichkeit (500.- Euro pro Hektar).
Fazit
Der Laubmischwaldanteil wird in den nächsten auch in Vorarlberg stark zunehmen. Die Kostenschere mit steigenden Arbeitskosten und gleichbleibenden Holzerlösen bringt eine aktive Waldbewirtschaftung in große Schwierigkeiten. Die QD Strategie kann in den stark zunehmenden Mischwaldflächen eine gute Strategie für Stabilität, Biodiversität aber auch Holzerlösmöglichkeiten bieten.
Thomas Ölz, 25.09.2024

Diese Broschüre kann im Internet heruntergeladen werden.
Broschüre Qualifizieren Dimensionieren

Weiterführende Unterlagen

Beschreibung der von QD Verfahren auf der Homepage von Landesforsten Rheinland-Pfalz https://www.wald.rlp.de/nutzen/naturnahe-waldbewirtschaftung/qualifizieren-dimensionieren

Weitere interessante Unterlagen zum Thema zum Download auf der Homepage on Landesforsten Rheinland-Pfalz:

https://www.wald.rlp.de/nutzen/naturnahe-waldbewirtschaftung/literatur/seite

Zielbaum in der Q/D Waldbaustrategie mit großer Krone und ausgezeichnetem Dickenwachstum in den Waldungen im Saarland (Foto Ölz Landwirtschaftskammer).

Weiterbildung im Rahmen einer LFI Veranstaltung direkt zum Entwickler der naturnahen Q/D Strategie (Georg Wilhelm ist der Mann in der Mitte mit Hut, Foto Ölz Landwirtschaftskammer).