
Seit den letzten Jahren tritt in Vorarlberg verstärkt die gefährliche Nordmann-Tannentrieblaus (Dreyfusia nordmannianae) auf.
Die Nordmann-Tannentrieblaus wurde bereits um 1840 mit der Nordmanntanne aus der östlichen Schwarzmeer-Region nach Mitteleuropa eingeschleppt und wechselte erfolgreich auf die Weißtanne. Dabei befällt Sie zum überwiegenden Teil dünnrindige Stämmchen, Äste oder Triebe von Jungtannen, was je nach Befallsintensität zum Absterben der Pflanzen führt. Der Befall findet sowohl in natürlichen als auch in künstlichen Verjüngungen, bis über das Erreichen des Dickungsstadiums hinaus, statt. Als licht- und wärmeliebendes Insekt bevorzugt Dreyfusia nordmannianae der Sonne direkt ausgesetzte, warme Baumpartien.
Waldbaulich vorbeugen
Mit waldbaulichen Maßnahmen kann einem starken Befall der Tannentrieblaus entgegengewirkt werden: (1) Tannenverjüngung unter Schirm, (2) Altbestand nicht zu früh entfernen und (3) nicht zu stark ausmähen (wenn überhaupt notwendig). Diese Maßnahmen begrenzen eine vorzeitige Besonnung der Jungtannen und erschweren dadurch eine massenhafte Vermehrung der wärmeliebenden Tannentrieblaus.
Gegenmaßnahmen
Als mechanische Maßnahme wird in der Literatur in erster Linie das Heraushauen und Verbrennen von stark befallenen Bäumen im Winter empfohlen. Des Weiteren können natürlichen Insektizide, welche auch im Obst- und Zierpflanzenbau Verwendung finden, eingesetzt werden.
Aktuell wird vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) gerade daran geforscht, ob Tannentriebläuse mit Rapsöl bekämpft werden können und wie dies praktikabel gestaltet werden könnte.
Versuch in Dornbirn seit 2023
Gegenwärtig läuft in Dornbirn auf einer Tannenverjüngungsfläche ein Kleinflächenversuch zur Bekämpfung der Tannentrieblaus.
Dabei werden folgende Varianten auf definierten Teilflächen getestet:
1) Heraushauen und Verbrennen stark befallener Jungtannen im Winter 2023
2) Rapsöl (Wasser-Rapsöl-Spülmittel Mischung), fortlaufend
3) Kontrollfläche (keine Gegenmaßnahme)
Im Frühjahr 2023 wurden die Tannen das erste Mal mit der Rapsölmischung behandelt. Das Mittel wurde zweimal, im Abstand von 2 Wochen, mittels Rückenspritze aufgetragen. Die Anwendung wurde im Frühjahr 2024 wiederholt und wird auch in diesem Frühjahr fortgesetzt. Die Befallsintensität der behandelten und unbehandelten Flächen werden jeweils im Herbst nach einem standardisierten Aufnahmeschema aufgenommen. Mit ersten Ergebnissen ist in den kommenden Jahren zu rechnen. Wir berichten darüber.
Dr. Tamara Eckhart, Forstabteilung BH Bregenz, Tamara.Eckhart@vorarlberg.at
Box: Praktische Anwendung im Versuch: Infos zur Mischung: 2 % Rapsöl (980 ml Wasser 20 ml Öl, ergibt 1 Liter Spritzmittellösung), ein Schuss Spühlmittel
Beim Auftragen: Triebe gut von oben und unten benetzen; Witterung: ein Tag trockenes Wetter nach dem Auftragen reicht; Start: Mitte Mai, Wiederholung nach 14 Tagen!


Bild ganz oben: Auf der Nadelunterseite können die saugenden Junglarven hohe Dichten erreichen (alle Fotos T. Eckhart).