PRO Silva: Plenterwald

Auf der Regionaltagung Tirol und Vorarlberg von Pro Silva im September standen heuer die Plenterwälder im Norden Vorarlberg auf dem Programm. Dabei gab es praktische Einblicke in deren Nutzung und Förderung.


„Eierlegende Wollmilchsau“
In der Einladung zur Veranstaltung heißt es, dass der Plenterwald unter den bewirtschafteten Wäldern als „eierlegende Wollmilchsau“ gilt: er ist hochstabil, unglaublich resilent, super produktiv, ein besonderer CO2 Speicher und der beste Schutzwald. Im Laufe des Tages konnten sich die Teilnehmer an den verschiedenen Exkursionspunkten überzeugen, dass die aufgezählten Eigenschaften weitgehend zutreffen.
Am ersten Exkursionspunkt in Bildstein wurden wichtige Voraussetzungen und Nutzungsmöglichkeiten und Intensitäten besprochen. „Jagdlich muss es passen, sonst funktioniert der Plenterwald nicht“, war eine unabdingbare Grundvoraussetzung die DI Peter Feuersinger von der BH Bregenz als absoluter Plenterwaldexperte als Erstes nannte. Das Biotop ist für Rehwild sehr gut mit sehr viel Äsungspotential. Die Bejagung ist dagegen nicht einfach, weil größere Freiflächen fehlen und bereits kleinste Öffnungen zur Bejagung genutzt werden müssen. Im besichtigten Gebiet ist eine Rotwildfreizone und Gamswild kommt nur ganz vereinzelt vor. Waldaufseher Thomas Böhler berichtete von jährlichen Waldbegehungen der Jäger zusammen mit den Waldbesitzern und weiteren interessierten aus Bevölkerung, die sehr gut angenommen werden. Hier wird der Waldzustand aus der Bejagung und der Bewirtschaftung besichtigt und diskutiert.

Die Mehrschichtigkeit gibt eine hohe Stabilität. Die Weißtanne in der Mittelschicht kann noch einige Jahrzehnte warten um dann nach oben zu wachsen, sobald eine Entnahme in der Oberschicht durchgeführt wurde.


Kein Kronenschluss – keine Folgekosten
Ein Zeiger für die notwendige Bewirtschaftungsintensität im Plenterwald stellt der Kronenschluss dar. Im Gegensatz zum Altersklassenwald sollen sich die Bäume in der Baumschicht nicht berühren. Bei der Einzelentnahme ist dies zu berücksichtigen. Die gute Produktivität zeigte sich bei der 2000/2001 durchgeführten Seilkrannutzung. Es wurden auf 0,7 Hektar ca. 150 Festmeter entnommen. Das sind dann etwa beachtliche 10 Festmeter pro Hektar und Jahr. Heute bevorratet dieser Wald wieder etwa 640 Festmeter pro Hektar. In diesem Winter ist wieder eine Nutzung auf diesen Flächen geplant. Der Plenterwald wird vergleichsweise mit einem sehr hohen Vorrat bewirtschaftet. Die Aufarbeitungskosten sind aufgrund der genauen Einschlagsplanung bis zum Einzelbaum natürlich etwas höher als bei flächigen Nutzungsformen. Dafür fallen anschließend keine oder fast keine Folgekosten mehr für Verjüngung oder Pflege an. Sehr charakteristisch für die Plenterwaldnutzung ist die schattenertragende Weisstanne. Aber auch die Fichte verträgt gar nicht so wenig Schatten. Sehr wichtig für den Plenterwald sind die Bäume in der Mittelschicht, die sobald ein Baum aus der Oberschicht entnommen wird, anfangen umzusetzen und mit dem Licht nach oben zu wachsen. „Wenn es in der Unterschicht am Boden braun wird, dann macht man etwas falsch“, erläutert Peter Feuersinger zu der dann zu geringen Eingriffsintensität. Verjüngung und andere Bodenpflanzen brauchen ein Minimum an Licht. Im Eingriff ist dann das Denken in Strukturen sehr wichtig. Hier stehen in Vorarlberg die Landeswaldaufseher, wie Thomas Böhler in Bildstein, für die Beratung und die Auszeige zur Verfügung.

Der Plenterwald: unglaublich schön und urwaldähnlich.
Trotzdem sehr produktiv mit viel Bau- und Energieholz. Im Bild eine markierter Baum für eine Einzelentnahme.


Taschengeld und Förderung
Wenn die Emotion für diese Bewirtschaftungsform geweckt ist, sind die meisten Waldbesitzer dabei. Für die meist sehr kleinen Waldparzellen können nebenbei kleine Einkommen erwirtschaftet werden. Im Kleinprivatwald sind die Waldbesitzer auf diese Einkommen nicht angewiesen, aber für einen „sparsamen Alemannen“ sind die möglichen zu erwirtschaftenden „Taschengelder“ aber trotzdem ein gutes Argument für diese Bewirtschaftungsform. Und wenn danach keine Verjüngungs- oder Pflegearbeit geleistet werden muss, wir dies auch nicht als Nachteil gesehen. Neu besteht noch zusätzlich der Anreiz eine Plenterwaldförderung zu bekommen. Von vorgegebenen Standardmehrkosten von 8.- Euro pro Festmeter werden im Schutzwald 80 Prozent und im Wirtschaftswald 60% gewährt (also 6,4.- bzw. 4,8.-/fm). Es ist auch eine Flächenvariante mit Standartkostenanerkennung von 800.- Euro pro Hektar möglich. Die Abwicklung und Antragstellung läuft über Rahmenanträge beim Waldaufseher. Voraussetzung für die Förderung ist ein dreischichtiger Aufbau in Ober- und Mittelschicht und eine Verjüngung in der Unterschicht. Wichtig ist, dass erkennbar ist, dass die Bewirtschaftung Richtung Plenterwald geht. Als zweite Voraussetzung gilt, dass die Verbisssituation im Gebiet tragbar sein muss, sonst wird die Förderung dem einzelnen Waldbesitzer verwehrt. Damit soll der Druck der einzelnen Waldbesitzer auf die Jagdgenossenschaft erhöht werden, nur an Jäger zu verpachten, die Wildbestände regulieren, die dem Lebensraum angepasst sind.
Am Nachmittag wurden dann Plenterwälder in Langen bei Bregenz im sogenannten Kirchwald auf sehr schweren Seetonböden besichtigt. Die Teilnehmer konnten dann unter Anleitung von Waldaufseher Lukas Müller die anspruchsvolle Auszeige für die Einzelentnahmen ausprobieren. Als Abschluss gab es noch eine kleine Führung durch das Europaschutzgebiet Wittmoos, das sich mitten im Langener „Kirchwald“ befindet.
Thomas Ölz, 27.09.2022

Pro Silva Austria
Bei der Regionaltagung in Vorarlberg war auch der Präsident Dr. Eckart Senitza aus Kärnten dabei. Er hob in der Begrüßung zu Beginn die hohe Vielfalt an Waldbiotopen von Bregenz bis zum Neusiedlersee hervor. Mit der naturnahen Waldbewirtschaftung werden diese erhalten und fast nebenbei kann der sehr zukunftsträchtige nachhaltige Bau- und Energieträger genutzt werden. In Pro Silva sind neue Mitglieder herzlich willkommen (30.- Euro/Jahr, Schüler und Studenten ermäßigt 10.-/Jahr, ermäßigte Veranstaltungen, Newsletter, Zeitschrift „Dauerwald“, Anmeldung unter www.prosilvaaustria.at und office@prosilvaaustria.at).

Präsident von PRO SILVA Dr. Ekart Senitza am Treffpunkt bei der Wallfahrtskirche Bildstein mit Bezirksforsttechniker DI Peter Feuersinger und den Landeswaldaufsehern aus den begangenen Gebieten Thomas Böhler, Bildstein und Lukas Müller, Langen bei Bregenz (alle Bilder Th. Ölz, LK Vbg).

Was ist ein Plenterwald?
Der Mischwald mit Fichte, Tanne und Buche ist auf kleinster Fläche mit der Verjüngung, der Mittel- und der Baumschicht gestuft. Diese Strukturen sind nicht nur urwaldähnlich und schön, sondern bieten viele Vorteile in der Waldbewirtschaftung. In einem Urwald würde die Plenterphase nur einen relativ kleinen Zeitabschnitt in einer mehrhundertjährigen Entwicklung darstellen. Mit einer laufenden kleinflächigen Nutzung wird die Urwald-Plenterphase dauerhaft erhalten. Und das geniale dabei, es wird auf die natürliche Verjüngung und die natürliche dynamische Waldentwicklung gesetzt. Ziel ist es möglichst wenige waldbauliche Eingriffe zu machen. Daraus ergibt sich auch ein Teil des wirtschaftlichen Vorteiles. Die Kosten, die sonst für eine künstliche Waldverjüngung oder für Pflegemaßnahmen aufgewendet werden müssen, fallen weg. Weitere Informationen zum Plenterwald finden Sie in der Plenterwaldfibel des Landes Vorarlberg. Im Bälde soll dazu auch eine Smartphone App erscheinen (Fibel unter vorarlberg.at/plenterwald downloadbar)
Vorarlberg Kontakt und Auszeige in der Bewirtschaftung: Zuständiger Waldaufseher in ihrer Region. Der Name und den Kontakt des zuständigen Waldaufsehers kann bei den Beratungsstellen von Land, Bezirksforstinspektionen oder Landwirtschaftskammer angefragt werden. Eine einfache Abfrage ist auch über den „Waldfinder-App“ möglich, der sowohl als IOS als auch als Android Version zur Verfügung steht.