Plenterwaldbegehung

Die an der Urwaldentwicklung angelehnte Plenterwaldbewirtschaftung gewinnt für klimafitte stabile Wälder in Zukunft eine immer wichtigere Bedeutung. Der Aufbau und die Bewirtschaftung stand bei einem Kurs des Ländlichen Fortbildungsinstituts im Rahmen eines Waldbegangs am Rotenberg in Hittisau Mitte Mai mit Waldaufseher Klemens Nenning und Bezirksforsttechniker DI Peter Feuersinger im Mittelpunkt.

Der Mischwald mit Fichte, Tanne und Buche ist auf kleinster Fläche mit der Verjüngung, der Mittel- und der Baumschicht gestuft. Diese Strukturen sind nicht nur urwaldähnlich und schön, sondern bieten viele Vorteile in der Waldbewirtschaftung. In einem Urwald würde die Plenterphase nur einen relativ kleinen Zeitabschnitt in einer mehrhundertjährigen Entwicklung darstellen. Mit einer laufenden kleinflächigen Nutzung wird die Urwald-Plenterphase dauerhaft erhalten. Und das geniale dabei, es wird auf die natürliche Verjüngung und die natürliche dynamische Waldentwicklung gesetzt. Ziel ist es möglichst wenige waldbauliche Eingriffe zu machen. Daraus ergibt sich auch ein Teil des wirtschaftlichen Vorteiles. Die Kosten, die sonst für eine künstliche Waldverjüngung oder für Pflegemaßnahmen aufgewendet werden müssen, fallen weg.
Hohe Resilienz
Ein zweiter zentraler wirtschaftlicher Vorteil liegt in der Betriebssicherheit. Diese Wälder sind nicht nur gegenüber Windwürfen und biotischen Schäden wie Borkenkäferkalamitäten wesentlich widerstandsfähiger, sondern sie können sich auch nach einer eingetretenen Störung wieder gut und schnell regenerieren. Und das wird dann in der Wissenschaft und Forschung als hohe Resilienz in einem System bezeichnet. Im Plenterwald können, selbst wenn große Bäume durch einen Orkan geworfen werden, die bereits vorhandenen Jungbäume aus der Mittelschicht schnell an deren Stelle treten. Das ist besonders in Schutzwäldern wichtig, weil uns dadurch große unbewaldete Flächen erspart bleiben. Solche Kahlflächen kennen wir im Plenterwald nicht.
Kleine Lichtschächte und Weißtanne
In der Waldbewirtschaftung ist Licht das wichtigste Steuerungsinstrument. Die Fichte als häufigste Baumart Vorarlbergs tritt als Halblicht-/Halbschattbaumart anteilmäßig in den Plenterwälder hinter die Tanne zurück. Die Weißtanne ist die klassische Plenterwaldbaumart, da sie sehr schattenertragend ist. Beide liefern wertvolles Bauholz. Die ebenfalls schattenertragende Buche trägt zur Stabilität bei und bringt mit dem relativ leicht zersetzbaren Laub eine sehr nützliche bodenpflegliche Komponente mit ein. Zudem sind vielerorts heimische Mischbaumarten wie beispielsweise der Bergahorn oder die seltenere Eibe im Plenterwald vertreten. Auch die Integration von sogenannten Gastbaumarten wie beispielweise der Douglasie oder dem äußerst schattenertragenden Riesenlebensbaum stellen neue Möglichkeiten und Herausforderungen im Plenterwald dar.

Kennenlernen und Tipps zum Plenterwald im Rahmen einer LFI- Waldbegehung in Hittisau.


Tipps für die Bewirtschaftung

  • gleichzeitige Berücksichtigung mehrere Entnahmekriterien (Verjüngung, Struktur, Ernte, Entnahme kranke und schlechtwüchsige Individuen)
  • Eingriffe mäßig aber regelmäßig (Abstände von fünf bis zehn Jahre)
  • Lichtmenge zwischen Verjüngungsmöglichkeit, durchwachsender Mittelschicht und Verunkrautungsgefahr dosieren
  • Mitdenken der nächsten Nutzung und Entwicklung der bestehenden Bäume


DI Thomas Ölz, Fachbereich Forst, Landwirtschaftskammer Vorarlberg

Auch Douglasie geht im Plenterwald. Eine Fegeschutz wie im Bild ist aber unerlässlich.

Zentrale Voraussetzungen
Erschließung:
Von Naturschutzseite wird dies zwar immer wieder kritisiert, aber eine Voraussetzung für diese sehr naturnahe Waldbewirtschaftung stellt eine gute Erschließung mit Forststraßen und Rückewegen dar. Die Holzernte im Plenterwald erfolgt sehr kleinflächig und regelmäßig. Die Holznutzungen können damit wirtschaftlich, bodenschonend und ohne größere Schäden an der nachkommenden Verjüngung durchführt werden.
Tragbarer Wildeinfluss: Im Plenterwald liegen von der dichter bestockten Fläche bis zur kleinen Lichtung räumlich alle Bestandesphasen eng beieinander. Mit der Nahrung in der Kraut- und Strauchschichte und den vorhandenen Rückzugsgebieten ergibt sich ein wildökologisch sehr attraktiver Lebensraum. Gleichzeitig stellt die ausreichende natürliche Verjüngung aller Baumarten des Plenterwaldes eine Grundvoraussetzung dar. Ein künstliches Aufhegen aus jagdlichen Interessen, das zu einem „Wegfressen“ der jungen Pflanzen führt, steht dem Prinzip der Plenterung diametral entgegen. Eine ökologisch orientierte Jagd mit einer lebensraumangepassten Wildstandsregulierung hat damit eine entscheidende Rolle.

Die neue Plenterwaldfibel

Plenterwaldfibel: In einer neuen Plenterwaldfibel, herausgegeben von Abteilung Forstwesen vom Amt der Vorarlberger Landesregierung, gibt es eine umfassende Beschreibung der Bewirtschaftung und Pflege von Plenterwäldern (in der Abteilung bestellbar oder unter vorarlberg.at/plenterwald downloadbar).
Kontakt und Auszeige in der Bewirtschaftung: Zuständiger Waldaufseher in ihrer Region. Der Name und den Kontakt des zuständigen Waldaufsehers kann bei den Beratungsstellen von Land, Bezirksforstinspektionen oder Landwirtschaftskammer angefragt werden. Eine einfache Abfrage ist auch über den „Waldfinder-App“ möglich, der sowohl als IOS als auch als Android Version zur Verfügung steht.
Förderung: In Rahmen der Maßnahme Investitionen zur Stärkung des ökologischen Wertes der Waldökosysteme (Maßnahme 8.5.3, Programm der Ländlichen Entwicklung) kann auch eine Förderung zur Plenterwaldbewirtschaftung beantragt werden. Von den festgelegten Standardkosten von 800.- pro Hektar oder 8.- Euro pro Erntefestmeter wird ein Zuschuss von 80% gewährt. Abzopfen und Grünentasten sind verpflichtend. Auskünfte zur Abwicklung gibt es wie bei allen Fördermaßnahmen beim zuständigen Landeswaldaufseher bzw. in der Abteilung Forstwesen beim Land Vorarlberg.