Der kompetente Jäger und Forstwirt Nikolaus Urban war im April 2022 zu Gast in Vorarlberg. Mit viel praktischer Erfahrung kombiniert mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ging er auch mehreren Vorträgen und Waldbegehungen auf die Probleme und Lösungsmöglichkeiten im Wald-Wild-Jagd Bereich ein.
Gleich vorweg die einzige Berechtigung für das Jagen ist die Anpassung der Wildtierbetsände an die Landeskultur (lebensraumangepasste Schalenwildbestände). Das muss nach Nikolaus Urban unter „Hege“ verstanden werden. Mit Brauchtum ist für Nikolaus Urban ok, aber keinesfalls dürfen Wildbestände aus jagdlichen Interessen auf gehegt werden, um dann aus Hobbyzwecken abgeschossen werden zu können. Das ist gesellschaftspolitisch und ethisch sicher nicht tragbar.
Ohne Fütterung
Und da sind wir schon bei der Winterfütterung. Zumindest bei Rehwild besteht wildbiologisch und wildökologisch ganz klar keine Fütterungsnotwendigkeit. Hier kann man Wildtiere auch als Wildtiere behandeln. Das ist nach Nikolaus Urban auch ein Grundinteresse des Jägers. Viele Jäger meinen es ja gut, aber mit der Fütterung wird oft das Gegenteil bewirkt. Viele Rehe leiden bzw. verenden sogar, weil sie gefüttert werden. Das natürliche Herunterfahren des ganzen Stoffwechsels wird verhindert. Es kommt zu Übersäuerungen (Pansenazidosen), das die leidenden Tiere dann versuchen mit Verbiss an Bäumen auszugleichen. Wirkliche Notzeiten treten mit der Klimaänderung heute nicht mehr ein. Rehwild ist eine absoluter Überlebenskünstler und kommt in Europa schon über Millionen Jahre ohne Fütterung vor. Für die Jäger würde der hohe finanzielle und zeitliche Aufwand wegfallen. Die bisherigen Gewohnheiten müssten etwas verändert werden. In Schutzwälder müsste eigentlich sofort ein Fütterungsverbot umgesetzt werden.
Umsetzung mit Jagdkonzepten
Ganz wichtig für Nikolaus Urban ist, dass klare Ziele vom Grundeigentümer aufgestellt werden, die dann zusammen mit dem Ausübenden in einem effizienten Jagdbewirtschaftungskonzept umgesetzt werden. Sehr gute Erfahrungen hat Urban mit Sammelansitzen gemacht, mit den im November und Dezember der Großteil der Abschussvorgaben erreicht werden. Hier werden pro Hektar 1,5 Druckjagdstände aufgestellt. Dies ermöglicht eine sehr effiziente Jagd. Statt in 8,5 Monaten bei uns wird in den deutschen Gebieten von Nikolaus Urban in drei Monaten gejagt. Das bringt sichtbares Wild. Der Hauptbeunruhigungsfaktor die Jagd wird verringert.
Hauptbeunruhigungsfaktor
Wen die Jäger von Beunruhigung sprechen, sprechen sie hauptsächlich von Touristen und Freizeitnutzern, die in hoher Frequenz zur Tages- oder Nachtzeit als Wanderer, Mountainbiker, Skitorengehen oder Schneeschuhawanderer alle Gebiete nutzen. Das Problem besteht natürlich, aber in Bezug auf die Beunruhigung des Wildes ist der Jäger der Hauptbeunruhigungsfaktor. Und auch hier können mit wenigen Maßnahmen Verminderungen erreicht werden. Neben der wichtigen Verringerung der Jagdzeit (siehe oben), gehört zum Beispiel auch dazu, dass die laufenden Revierbegänge der Jäger zum „Nachschauen“ weggelassen werden. Das Wild fühlt sich bedroht und verharrt im „Unruhemodus“ und traut sich nicht auf Äsungsflächen austreten. Grundsätzlich wird bei Nikolaus Urban nur im Wald gejagt. Damit wird dem Wild klar signalisiert, das auf Austretungsflächen außerhalb des Waldes keine Gefahr droht. Als Beruhigungsmaßnahme ist zum Beispiel für die Jäger auch feste Parkplätze im Wald festgelegt, auf denen das Auto abgestellt und ab denen zu Fuß gegangen werden muss.
Das Wild trifft auf keinen Fall eine Schuld, wir Jäger müssen unsere Jagdverhalten etwas ändern und an die Landeskultur anpassen. Mit einfachen Jagdkonzepten zwischen Jagdrechtsinhaber und Ausübenden sind erfolgreiche Umsetzung gar nicht so schwierig.
Beitrag Thomas Ölz 26.04.2022