Nicht schlecht, Herr Specht! Hohe Biodiversität!

Viele meinen im nicht bewirtschafteten Wald sei die Biodiversität höher. Das ist nicht so! Die Bewirtschaftung bringt grundsätzlich Struktur und Mischung für eine Vielzahl von Arten und bringt damit eine höhere Biodiversität in den Wald. In der Veranstaltung „Vielfalt im Wald – nicht schlecht Herr Specht!“ des Projektes Would 2050 in Zusammenarbeit mit „Landwirtschaft verstehen“ der Bodenseeakademie und dem ORF Vorarlberg wurde zum Thema in verschieden Facetten informiert und diskutiert. Der Vorarlberger Waldverein beteiligte sich als Projektpartner.

Dabei können und sollen Flächen aus der Nutzung genommen werden. Zum Beispiel zur Forschung der Naturwaldentwicklung, aus der wiederum Tipps und Anleitungen zu einer naturnahen und wirtschaftlichen Waldbewirtschaftung kommen. Auch sogenannte „Trittsteinbiotope“, die Lebensraumvernetzungen verschiedener Arten fördern sind eine gute Ergänzung zur naturnahen Waldbewirtschaftung. Vom Bundesamt läuft dazu ein interessantes Projekt, bei dem Flächen in der Größe zwischen 0,5 und 1,5 ha gemeldet werden können (weiter Infos unter Trittsteinbiotope).
Kein Biodiversitätsverlust – im Gegenteil!
Mit der Waldbewirtschaftung wird aber kein Biodiversitätsverlust ausgelöst, wie dies oft in der Bevölkerung gemeint wird. Mit den, in Vorarlberg praktizierten, naturnahen Eingriffen in der Waldbewirtschaftung wird im Gegenteil die vorhandene Biodiversität gefördert. Mit den Holznutzungen und Eingriffen werden die Baumartenmischungen und die Biotopstrukturen gefördert, die die Voraussetzung für die hohe Biodiversität darstellen. Viele wissenschaftliche Studien belegen diese positiven Auswirkungen. Wenn dann gleichzeitig auch noch die Totholzanteile, stehend und liegend vorhanden sind, wird eine optimale Biodiversität gewährleistet. Das ist im Vorarlberger Wald im vorhandenen Mosaik der Fall. Die Totholzanteil liegen mit vergleichsweise sehr hohen Werten bei über 35 fm/ha. Das sind in ganz Vorarlberg unglaubliche 3,4 Millionen Festmeter Holz, das laufend verrottet und laufend neues dazu kommt.
Win-Win Situation
Gleichzeitig bringt eine aktive Waldbewirtschaftung auch bessere Bestandesstabilitäten, gute Waldverjüngungen werden gefördert, die Widerstands- und Erneuerungskräfte bei Ereignissen (Resilienz) für die wichtigen Waldwirkungen in unseren Schutzwäldern können erhalten und verbessert werden. Auch der Klimaschutz profitiert von einer aktiven Waldbewirtschaftung. Die nachhaltigen Zuwächse werden hochgehalten, die Speicherkapazität im Wald wird gesichert und die sehr positiven CO2 Effekte von Holz stehen zur Verfügung (CO2 Speicherung im Holz und hohe Substitutionseffekte durch Ersatz fossiler und klimaschädlicher Baustoffe und Energieträger). Mit einer guten Abstimmung und Vernetzung ergibt sich für alle Seiten eine sehr erfreuliche Win-Win-Situation!
„Futuregates“
Im Projekt „Would 2050“ wurden Flächen angelegt auf denen über 30 verschiedene Baumarten gesetzt wurden. Eine solche Fläche wurde im Rahmen der Veranstaltung „Vielfalt im Wald – nicht schlecht Herr Specht!“ in Doren besucht. Es geht darum im Hinblick auf die klimatischen Veränderungen verschiedene Baumarten mit unterschiedlichen genetischen Herkünften auch mit ausländische Baumarten auf ihr Anwachsen und ihre Entwicklungen zu beobachten und zu dokumentieren. Daraus sollen Schlüsse über ihre regionale Eignung und Anwendungen unterstütz werden. Auf der besichtigten Fläche wurden u.a Stieleiche, Traubeneiche, Walnuss oder die Douglasie gepflanzt. Es sind aber auch Spezialitäten wie die kalabrische Tanne, die Küstentanne, die Roteiche, die Gelkiefer, der Baumhasel oder der Tulpenbaum dabei. Ing Christian Natter bezeichnete bei der Exkursion die Flächen als „Future-Gates“, weil sie uns zeigen sollen, was in Zukunft an Baumarten in unseren Wäldern verwendet werden kann.
Problem Wildverbiss
Es ist zwar müßig immer auf das Problem hinzuweisen, aber wir brauchen dringen flächendeckend eine Reduzierung eines übermäßigen Wildverbisses durch zu hohe dem Lebensraum nicht angepasste Wildbestände. In einigen Gebieten funktioniert es bereits beispielhaft gut, aber auf der Fläche gibt es massive Probleme. Mit der Klimaänderung dürfen die ankommenden Mischbaumarten nicht einem überhöhten Wildverbiss zum Opfer fallen. Nicht nur die Mischbaumarten fallen aus, sondern die ganze Biodiversität leidet darunter. Dringend müssen Maßnahmen des Vorarlberger Waldvereines wie die Fütterung des Rehwildes mit Verboten umgesetzt werden (eventuell Ausnahme Heufütterung). Oder die langjährige Forderung der Abschaffung der verpflichtenden Hegeschau, die hauptsächlich der Trophäenausrichtung dient. Nicht eine Abschaffung der Jagd ist die Lösung, sondern eine Jagd auf wildökologischer Basis mit tatsächlich dem Lebensraum angepassten Schalenwildbeständen. Mit der Klimaänderung wird die Neuorientierung noch wesentlich dringender.

2.10.2023 Thomas Ölz

Ing Christian Natter in einem „Futuregate“ mit dem Tulpenbaum. Im Bild mit Dr. Christoph Leeb vom Bundesamt für Wald in Wien, Klaus Kramer, Waldbesitzer der Fläche, Ing Christian Natter, BH Bregenz und Waldaufseher Meinrad Gruber (Foto Th. Ölz).
Mit der Waldbewirtschaftung wird grundsätzlich die Biodiversität gefördert. Im Bild ein Waldstück auf der Exkursion, indem zur Erhöhung der Biodiversität Plentereingriffe empfohlen werden können (Foto Th Ölz).