Nicht nur TBC Problem!

Momentan stehen die Abschussplanungen vor der Tür, bei denen heuer erstmals eine Zweijahresplanung vorgenommen wird. Die aus jagdlichen Interessen aufgehegten Bestände der drei Wildarten Rot-, Reh- und Gamswild führen nicht nur zu Gesundheitsproblemen, wie der TBC Seuche, sondern auch der Wald leidet sehr stark in einigen Gebieten unter einem viel zu hohen Verbissdruck.

Dementsprechend fordert der Vorarlberger Waldverein eine konsequente Reduktion in den betroffenen Gebieten, um landesweit eine Anpassung der bejagten Wildarten an ihren Lebensraum zu erreichen. Mit der neuen Zweijahresplanung müssen alle jagrechtlichen Möglichkeiten zur Erfüllung der angeordneten Abschusspläne ausgeschöpft werden. Bei einer Nichterfüllung braucht es auch zwingend eine Übertragung der „Zuwachsträger“ auf das zweite Jahr.

„Ausrottung“?

Das hat überhaupt nichts mit einer „Ausrottung“ zu tun, wie das von Jägerseite immer wieder pauschal unterstellt wird. Es ist ein Gebot der Stunde, dass unsere Mischbaumarten für einen klimafitten Wald der Zukunft aufkommen können. Ein zu hoher Verbiss führt zum Ausfall von Baumarten und damit zur Entmischung von stabilen Waldbestandsstrukturen. Schlussendlich kommt ein guter Lebensraum auch den Wildarten selber zu Gute.

Rotwild und Regulierungsgatter

Ein Hauptbeunruhigungsfaktor für das Wild ist die Jagd selber. Überhöhte Rotwildbestände zu reduzieren führt in einem klassischen Jagdbetrieb zu enormem Aufwand für die Jäger und einem Dauerstress für das Wild. Das stark bejagte und gestresste Wild wird immer mehr nachtaktiv und zieht sich zusätzlich in schwerer bejagdbare und wildschadensanfällige Schutzwaldbereiche zurück.
Der normale Jagdbetrieb stößt an seine Grenzen. Dies kommt in einer ungenügenden Abschussplanerfüllung in verschiedenen Hegegemeinschaften zum Ausdruck. Eine angestrebte Reduktion kann nicht mehr erreicht werden. Sondermaßnahmen, wie die Installierung von Regulierungsgatter, können hier eingesetzt werden.

Vorteile

Ausdrücklich wollen wir betonen, dass wir vom Vorarlberger Waldverein eine Durchführung, wie im Tiroler Lechtal ablehnen. Wie die Durchführung über Jahrzehnte im Nationalpark Bayrischer Wald zeigt, können solche Regulierungsgatter sehr professionellen für ein sehr tierschutzgerechtes Rotwildmanagement eingesetzt werden. Vom anerkannten Wildbiologen Prof Dr. Fritz Reimoser werden einige Vorteile aufgezählt:
• Tierschutz: kein jagdlich bedingter Dauerstress notwendig (insbesondere im Winter brauchen die Wildtiere Ruhe)
• wesentlich weniger belastend für die übrige Wildpopulation
• positiv für das Wohlbefinden (weniger scheues Wild, weniger krankheitsanfällig, günstigere Wildverteilung und Raumnutzung)
• weniger Wildschäden in der Waldvegetation, kein Abdrängen in problematische, schwierig bejagbare Schutzwaldbereiche
• Aufwand des Jägers nimmt ab; er muss nicht mehr über mehrere Monate psychisch belastet als „Abschussvollzieher“ fungieren
• schlechte Schüsse und Fehlabschüsse in schwierigen Situationen wie Dämmerung oder auf bewegtes Wild können vermieden werden.

Leider werden Regulierungsgatter von vielen Jägern mit jagdlichen Traditionen und dem jagdlichen Selbstverständnis als nur schwer vereinbar gesehen, obwohl die Maßnahme in einer notwendigen Reduktionphase bei entsprechender professioneller Durchführung wesentlich tierschutzgerechter ist als die Dauerstressnotwendigkeit bei der konventionellen Bejagung.

Aus jagdlichen Interessen überhöhte Wildbestände sind nicht nur für Tierseuchen ein Problem, sondern auch für die Mischwaldverjüngung für klimafitte Wälder.