
Die häufigste Todesursache bei Rehwild im Winter sind Fütterungsfehler. Obwohl es wildbiologisch und wildökologisch keine Notwendigkeit gibt, wird bei uns trotzdem noch sehr häufig Rehwild gefuttert.
In einem LFI Vortrag in Bezau von Prof. Dr. Martina Hudler von der Universität Weihenstephan-Triedorf bei München wurde die Rehwildbewirtschaftung auf neustem wissenschaftlichen Stand beleuchtet.
Rehwild ist unglaublich anpassbar und hat eine extremes opportunes Verhalten. Der „Drücker und Schlüpfer“ hat sich in einer über 20 Millionen Jahre dauernden Evolutionszeit immer wieder optimal angepasst. Der Lebensraum hat sich heute für das Rehwild ganzjährig stark verbessert, Äsung steht während des ganzen Jahres in gute Qualität zur Verfügung. Die Klimaänderung hat diesen Trend nochmals verstärkt. Schon aus diesen Gründen braucht es keine Fütterung mehr.
Jäger meint es gut, aber ….
Der Jäger meint es ja grundsätzlich gut mit dem Wild, deshalb meint er auch, dass er etwas Gutes tut, wenn er das Wild im Winter futtert. Weitere Gründe sind eher eigennütziger Natur, wie Erzielung von „besseren“ Trophäen oder die Bindung des Wildes an das eigene Revier. Die auch im Jagdgesetz verankerte Vermeidung von Wildschäden wird als Grund oft argumentiert, die vorherrschende Wildverbiss-Situation spricht dann aber vielfach eine andere Sprache.
Völlig außer Acht gelassen werden wissenschaftliche wildbiologische und wildökologische Erkenntnisse. Dazu führte die Referentin Dr. Martina Hudler einige Fakten aus: Tiere kommen mit Notzeiten gut klar, sie haben Fettreserven, Anpassungsmechanismen und es ist ein Prozess der natürlichen Selektion, was für die Gesundheit und Entwicklung der Population gut ist. Die Raumnutzung des Wildes wird beeinflusst und Fütterung stellen auch immer Orte für erhöhte Krankheitsübertragung dar. Es stellt sich auch die Frage wieso man ein Wildtier, bei dem es keine Notwendigkeit der Fütterung gibt, vom Menschen abhängig machen möchte. Außerdem spart man sich einen finanziellen und zeitlichen Aufwand für den durchgängig notwendigen Fütterungsbetrieb.
Problem energiereich und eiweißreiche Futtermittel
Hauptproblem sind energiereich und eiweißreiche Futtermittel mit schlimmen Folgen für die Tiere. Bei einer richtigen Fütterung müssen einige Punkte berücksichtigt werden. Nach Prof. Hudler ist ein ein Faseranteil von mindestens 20%, besser 25% ganz wichtig. Weiter Punkte für eine richtige Fütterung sind: revierübergreifende Abstimmung, verfügbare Flächengröße, geeignete Vorlagetechnik, keine Unterbrechung während Fütterungsperiode (3-Phasen-Fütterung nach A.Deutz), keine Störungen am Futterplatz (Warteraum-Effekt), höherer jagdlicher Abschuss für verringerte Fallzahlen und erhöhten Zuwachs.
Folgen chronischer Pansenübersäuerung durch faserarme Nahrung:
- Schädigung der Pansenschleimhaut
- verminderte Infektionsabwehr, Endoparasitenbefall
- Nierenläsionen, Leberabszesse, Hirnrindennekrosen
- Mineralstoffwechselstörung
- Knochenstoffwechselstörung
- gehemmtes Mikrobiota Wachstum
- Die Auswirkungen von falscher Fütterung sind für die Tiere schlimm. Mit der hohen Anzahl an Fallwild muss auch eine große Anzahl von leidenden Tieren angenommen werden.
Im Jagdmanagement von Rehwild empfiehlt Prof Martina Hudler folgende Punkte (hier stichwortartig wiedergegeben):
- Keine Fütterung,
- keine oder vernünftige Kirrung (nur Apfeltrester, kein Mais/Sesam/Sojaschrott),
- möglichst Intervalljagd, Drückjagden, Sammelansitz, Schwerpunktbejagung in Problemgebieten,
- Reduktion des Jagddrucks,
- Keine Verknüpfung zwischen Jagd und Tod, nach rechtlichen Bestimmungen keine Zeugen hinterlassen,
- keine Jagd auf der freien Fläche (Verdrängung in den Wald, Sichtbarkeit, die gewünschten „coolen“ Rehe werden sonst entnommen),
- Morgenansitz,
- Population anpassen an Habitatkapazität = fitte Rehe,
- keine Jagd im Januar (in Vorarlberg eh nicht erlaubt),
- Keine Klassifizierung in Güterklassen,
- Eingriff bei den Zuwachsträgerinnen.
Zusammenstellung Thomas Ölz, 15.042025
