
Wir widersprechen der Darstellung einer aktuellen WWF Presseaussendung, dass Forststraßen generell negativ auf die Biodiversität und die Kohlenstoffspeicherung wirken. Das Gegenteil ist der Fall.
Mit einer naturnahen und kleinflächigen Waldbewirtschaftung wird die Biodiversität von Pflanzen und Tieren in unseren Wäldern sogar im Vergleich zu unbewirtschafteten Wäldern verbessert. Verschiedenen wissenschaftliche Studien bestätigen dies (siehe beispielweise Brief von 550 Wissenschaftlern für nachhaltige Waldbewirtschaftung an die EU Kommission). Mit Nutzungen wird die Struktur im Wald erhöht, Licht kommt hinein und mit einer kleinflächigen Waldbewirtschaftung werden unzählige verschiedene Kleinlebensräume für eine große Anzahl von Tieren und Pflanzen geschaffen. Selbst die Öffnungen der Forststraße selber bringen positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Bestes Beispiel dazu ist die wildbiologische Beurteilung in der kürzlich vorgestellten Auerwildstudie des Landes Vorarlberg, in der die Öffnungen durch Forststraßen als potentielle Flugschneisen sehr positiv gesehen werden. In einer Studie der österreichischen Bundeforste wurde ebenfalls festgestellt, dass eine Reihe von „Rote Liste“ Arten und gefährdete Biotope entlang von Böschungen von Forststraßen vorzufinden sind (Download Broschüre ÖBF, März 2020).
Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass eine naturnahe kleinflächige Waldbewirtschaftung eine höhere Erschließungsdichte wie eine Waldbewirtschaftung mit großen Nutzungshieben benötigt. Das heißt je höher die Erschließungsdichte desto naturnäher kann die Waldbewirtschaftung ausgerichtet werden.
Bei uns Vorratsaufbau keine gute Strategie
Wälder bieten mit hohen Holzvorräten eine gute Kohlenstoffspeicherung bzw. Klimaschutzleistung. Dies trifft sowohl auf Urwälder als auch auf bewirtschaftete Wälder zu. Ein Urwald oder unbewirtschafteter Wald, kann Vorräte aber nur bis zu einer natürlichen Grenze aufbauen. Danach befinden sich Auf und Abbauprozesse mit gewissen zeitlichen Schwankungen in einem Gleichgewicht. Wir haben in Österreich und speziell in Vorarlberg bereits sehr hohe Holzvorräten, die sich kaum mehr erhöhen lassen. Dazu kommt, dass Wälder mit sehr hohen Holzvorräte weder gute Stabilitäten noch eine gute Regenerierbarkeit bei der in der Klimaänderung noch zunehmenden Schadereignissen haben. Vorratsaufbau ist für ein Gebirgsland wie Vorarlberg, bei der die Schutzwaldwirkungen für uns alle sehr wichtig sind, keine gute Strategie.
„Klimaretter“
Ohne in die Holzvorräte zu verringern kann mit der Nutzung des jährlich nachwachsenden Zuwachses eine hohe Klimaschutzleistung erzielt werden. Das im Holz gebundene CO2 bleibt bei Verwendung in verschiedenen Produkten über längere Zeiträume gespeichert und gelangt nicht in die Atmosphäre. Und konventionelle Materialien wie Stahl, Beton, Ziegel oder Kunststoffe können ersetzt werden. Die Herstellung dieser Materialien ist häufig mit einem hohen Einsatz von fossilen Energiequellen verbunden. Die stoffliche und energetische Substitution mit Holz bringt hier ein riesiges CO2-Minderunsgpotential. Holzverwendung wird damit zur „Klimaretter“-Maßnahme (siehe Info-Kampagne „holz-rettet-klima.de“).
Die eine oder andere Forststraße kann von Naturschutzseite schon kritisiert werden, hier gibt es in der Planung und Umsetzung noch Verbesserungspotentiale, aber grundsätzlich müssen gerade die positiven Effekte auf Klimaschutz und Biodiversität einer aktiven und nachhaltigen Waldbewirtschaftung, für die es eine Forststraßenerschließung braucht, anerkannt werden.
Thomas Ölz, Bereich Forst&Umwelt, LK Vorarlberg, Jänner 2024
