Wir möchten hier gerne das aktuelle Editorial der Österreichischen Forstzeitung 01/2022 vom Vorarlberger Forstmann DI Sigbert Terzer, der sich im Redaktionsteam engagiert, abdrucken. Dieses mal geht es um die wieder aufflammende Atomkraft und die CO2 Leistungen von Wald und Holz:
Eigentlich habe ich mir vorgenommen, die stille weihnachtliche Zeit nachwirken zu lassen und einen Beitrag abseits von Corona und Spaltung der Gesellschaft an den Beginn des neuen Jahres zu stellen.
Wenn ich dann aber, für mich unbegreiflich, feststellen muss, dass in Europa (wieder) eine Diskussion über die Zurechnung der Atomkraft (teuer, hochrisikoreich – vgl. Unfälle in Tschernobyl und Fukushima mit tausenden Toten und hunderten Milliarden Euro Folgekosten, nach wie vor ungelöste Endlagerung) zu den nachhaltigen Energieformen stattfindet, ist es vorbei mit meiner Weihnachtsstimmung. Es ist durch wissenschaftliche Studien ausreichend belegt, dass Atomenergie keine Lösung für den Klimaschutz darstellt, im Gegenteil, die Förderung der Atomkraft läuft dem Ausbau und der Förderung der erneuerbaren Energie diametral entgegen!
Und das gerade in Zeiten, wo die Säulen der CO2 – Reduktion (Waldspeicher, Holzproduktspeicher, stoffliche und energetische Substitution fossiler Rohstoffe – leider oft vergessen!) langsam in der Politik und Gesellschaft ankommen, CO2 einen Preis bekommt und die Nachfrage nach Rundholz bei akzeptablen Holzpreisen eine gesamtheitlich betrachtet nachhaltige Bewirtschaftung der Waldflächen in Österreich sicherstellt.
Es liegt an uns, ob wir in Europa wieder die Atomkraft forcieren und womöglich als Ausgleich allein in Österreich hunderttausende Hektar zusätzliche „Nutzungsverzichtwälder“ schaffen. Dafür importieren wir den Baustoff Holz aus dem Ausland mit zusätzlichem Energieaufwand oder Gebieten mit schlechteren Standards [lokal schützen – global verschlechtern]. Blanker Hohn!
Es liegt an uns, allen (oft neuen) politisch Verantwortlichen zu erklären, dass die Klimaschutzleistung des bewirtschafteten Waldes unverzichtbar ist und (nicht nur) der Beitrag zum Klimaschutz durch nachhaltige Waldwirtschaft faktenbasiert größer ist als der romantisch suggerierte großflächige Nutzungsverzicht unserer Wälder und Atomenergie,
meint
Sigi Terzer
Bild DI Siegbert Terzer bei einer Exkursion in Nenzing (Bild Lk Vbg Thomas Ölz).