
Der Sprecher unserer Ortsgruppe Egg, Anton Metzler, hatte am 04.10.2024 nach Schetteregg geladen: als Vortragende Uschi Österle, die mehr als kompetente Obfrau des Pilzkundlichen Vereins Vorarlbergs, als Teilnehmer, wer pilzinteressiert ist und einen Nachmittag im Wald und € 10,- investieren wollte.
Die Exkursion für 14 Personen war sehr schnell ausgebucht und es wären noch viele mehr gekommen. Also ein klarer Auftrag für nächstes Jahr – wenn die Pilze wieder aus dem Boden schießen …

„Man muss die Pilze nicht unbedingt kennen, man muss sie auch nicht gerne essen wollen, aber jeder sollte zumindest wissen, dass es ohne die Pilze keine Wiesen und auch keine Wälder gäbe und dass Pilze für die gesamte Menschheit lebensnotwendig sind.“ Eigentlich gäbe es diesen Worten aus der Broschüre des pilzkundlichen Vereins Vorarlbergs nichts mehr hinzuzufügen.
Ein paar seien hier doch – als Streiflichter aus der Fülle der Informationen – noch gestattet:
Die Angst, es wäre der falsche Zeitpunkt, es gäbe nicht genug zu zeigen, war völlig fehl am Platz. Der „Langenegger Wald“ empfing die Gruppe – großteils Anfänger im Reich der Pilze – mit intensivem Pilzduft, vermischt mit etwas Moder-, mit Harz- und Tannenduft.



Wer jetzt vermutet, die Exkursion wäre eine romantische Pilzsammelaktion gewesen, liegt völlig falsch. Von der ersten bis zur letzten Minute gab es Fakten, untermauert mit realen Beispielen, einer unglaublichen Fülle von unterschiedlichstem Anschauungsmaterial.






Und immer wieder die eindringliche Empfehlung, als Anfänger nicht zu viel auf einmal zu wollen, sich immer nur auf eine Gruppe von Speisepilzen zu fokussieren, diese dann aber zu 100% zu lernen.
Denn bei uns gibt es ca. 3500 mit dem freien Auge sichtbare Pilze, davon sind 50 „gut“, 100 „essbar“ und einige „giftig“ (manche hochgiftig!), die bei weitem größte Gruppe ist schlicht „ungenießbar“.
Apropos „giftig“: selbst die meisten Speisepilze sind in rohem Zustand giftig, z.T. sogar sehr giftig! Daher Pilze immer ausreichend durchkochen, was lt. Expertin in der Regel ab 10 min Garzeit der Fall ist. Auch die besondere Schimmelanfälligkeit mancher Sorten gilt es zu beachten.















90% der Pflanzen gehen mit Pilzen eine Symbiose ein – eine Partnerschaft, von der beide profitieren. In der beide ohne einander nicht existieren können. Auch wir Menschen leben natürlich von und mit den Pilzen. Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere. Dem versucht derzeit die Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen COP16 in Kolumbien gerecht zu werden und Pilzen auch rechtlich einen eigenen Status zu eröffnen. Pilze, also Fungi, sollen gleichberechtigt neben der Flora und der Fauna anerkannt und entsprechend in unserem Alltag verankert werden.
Pilze spielen eine entscheidende Rolle bei der Bodensanierung, der Bindung eines Drittels des Kohlenstoffes aus Emissionen fossiler Brennstoffe, beim Abbau von Kunststoffen und umweltschädlichen Chemikalien. Pilze sind also relevante Hilfen in den Bereichen Klima, Natur und Umweltverschmutzung.



Für alle, die sich in die Welt der Pilze einarbeiten wollen, hatte Uschi Österle eine tolle Auswahl von Büchern mitgebracht. Aber auch hier kam der Hinweis auf im schlimmsten Fall toxische Verwechslungsmöglichkeiten: nicht jedes Buch, das käuflich erhältlich ist, ist vor Fehlern gefeit …




Also lernen, lernen, lernen, fragen, Kurse und Exkursionen besuchen und bei Unsicherheiten gibt es den Pilzkundlicher Verein Vorarlberg und die Inatura Fachberatung. Und im Zweifelsfalle den fraglichen Pilz immer im Wald lassen. D.h. im Umkehrschluss: auf den Teller kommt nur, was völlig zweifelsfrei „gut“, zumindest „essbar“ ist. Damit das Erlebnis des Pilzesuchens in unseren heimischen Wäldern noch lange genossen werden kann …





Zum Schluss noch zwei praktische Hinweise der Pilzexpertin:
abdrehen oder abschneiden?
Beides ist richtig. Für die exakte Bestimmung kann allerdings die Stielbasis ausschlaggebend sein, die beim Abschneiden verloren geht. Wichtig ist, dass die Ernte der Fruchtkörper mit Vorsicht und Gefühl erfolgt und das darunterliegende Geflecht, das Mycel möglichst wenig beeinträchtigt wird.
Kühlschrank/Tiefkühltruhe erlaubt oder verboten?
Pilze sind im Grunde wie Fleisch oder Fisch zu behandeln – was nicht gleich gegessen wird: ab in den Kühlschrank oder die Tiefkühltruhe. Die logische Folge ist, dass Aufwärmen somit ebenfalls erlaubt ist …
Quellen:
Inhalt: Pilzkundlicher Verein Vorarlberg, ORF Artikel „Biodiversitätskonferenz: Pilze sollen einen eigenen Status bekommen“
Fotos: Sylvia Rickmann