Douglasie, Küstentanne, Roteiche und Co. können künftig in Österreichs Wald eine wichtigere Rolle spielen. Eine Forschergruppe des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) hat untersucht, welchen Einfluss nichtheimische Baumarten auf die Schutzwirkung und die Holzproduktion der Wälder der Zukunft haben.
Die Forstwirtschaft steht vor einer noch nie dagewesenen Herausforderung: Durch die Klimaerwärmung gehen bestandesbildende Baumarten verloren, die bis vor kurzem noch wichtige Ökosystemleistungen wie Erosionsschutz oder Schutz vor Naturgefahren erbracht haben. Es ist oft unklar, ob ein Waldumbau mit anderen heimischen oder nichtheimischen Baumarten in der Lage ist, die gefährdeten Ökosystemleistungen zu erhalten oder wiederherzustellen.
BFW-Forscherin Julia Konic und ihr Projektteam analysierten anhand von Daten der österreichischen Waldinventur, wie sich die Produktivität der Wälder (Holzproduktion) und ihre Schutzfunktion (Lawinen und Steinschlag) heute und in Zukunft entwickeln könnten. Anhand von fünf Handlungsoptionen unter zwei Klimawandelszenarien wurde überlegt, was es bedeutet, wenn heutige Baumarten ausfallen und welche Alternativen es gibt. Im Fokus standen sieben heimische Baumarten (Fichte, Tanne, Weißkiefer, Lärche, Buche, Stiel- und Traubeneiche) sowie neun nichtheimische Baumarten (Douglasie, Küstentanne, Riesen-Lebensbaum, Monterey-Kiefer, Küstenkiefer, Robinie, Roteiche, Rotesche und Schwarznuss).
Nichtheimische mit heimischen Baumarten kombinieren
Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift Frontiers in Plant Science veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Beibehaltung des derzeitigen Baumartenspektrums in Teilen Österreichs zu einem Produktivitätsverlust sowie zu einer Verringerung der Baumartenvielfalt führen könnte. „Produktionsverlust bedeutet weniger Holz, das als nachwachsender Rohstoff für Holzprodukte und den Holzbau genutzt werden kann. Für die CO2-Bindung und den daraus resultierenden Klimaschutz kann der kombinierte Einsatz von heimischen und nichtheimischen Baumarten in Österreichs Wirtschaftswäldern von Vorteil sein“, sagt Forscherin Julia Konic.
In der Studie untersuchte das BFW-Projektteam die Auswirkungen der verschiedenen Szenarien auf die bioklimatischen Regionen Österreichs (südalpin, kontinental und pannonisch): Die pannonische Zone würde dabei am deutlichsten von der Nutzung nichtheimischer Baumarten profitieren und sowohl die Holzproduktion als auch die Baumartenanzahl würden steigen. In der alpinen Zone, wo nicht die Holzproduktion, sondern der Schutz vor Lawinen oder Steinschlag entscheidender ist, ist es wichtiger, ob es sich bei den verwendeten Arten um Laub- oder Nadelbäume handelt, denn diese können in unterschiedlichem Ausmaß die Entstehung von Lawinen beeinflussen oder Steinschlag bremsen. Je nachdem, ob die Holzproduktion, die Schutzfunktion oder der Baumartenreichtum im Vordergrund stehen, können daher unterschiedliche Baumartenkombinationen oder sogar ein Waldumbau mit neuen Baumarten geeignet sein.
Originalartikel
Julia Konic et al. (2024): The potential of non-native tree species to provide major ecosystem services in Austrian forests. Frontiers in Plant Science 15:1402601,
doi: 10.3389/fpls.2024.1402601
Quelle und Rückfragen
Christian Lackner, BFW, 0664 8412702, christian.lackner@bfw.gv.at
Eignungschancen in Vorarlberg
Mit dem Klimawandel werden aktive Anpassungsmaßnahmen in der Waldwirtschaft immer wichtiger. Mit unterschiedlichen Waldstrukturen und möglichst vielen Baumarten wird versucht die Wälder stabil und resilient zu bewirtschaften. Die Eignung einiger Gastbaumarten wurden im Rahmen der Studie „Waldwandel – Chancen und Risiken nicht heimischer Baumarten“ untersucht (Bundesamt für Wald, veröffentlicht im November 2022). Für Vorarlberg werden den Nadelbaumarten Douglasie, Küstentanne, Riesenlebensbaum (Thuja) und den Laubarten Schwarznuss und Roteiche in der Klimaänderung gute Chancen zu gesprochen.