In den letzten Jahren waren wir in Vorarlberg weitgehend von einer Borkenkäfermassenvermehrung verschont geblieben. Heuer ändert sich die Situation, weil durch den Windwurf „Burglind“ Anfang des Jahres trotz intensiven Aufarbeitungsbemühungen einiges an „bruttauglichem“ Material im Wald zurückbleibt.
Weil der Rundholzmarkt überlastet ist kann jetzt über den Vorarlberger Waldverband mit einer Zwischenlagerung in einem Nasslager eine kontinuierliche Abfuhr gewährleistet. Mögliches bruttaugliches Material wird damit für eine mögliche Massenvermehrung dem Borkenkäfer entzogen.
Engpässe am Rundholzmarkt
Der Rundholzmarkt ist aufgrund der erhöhten Mengen aus den Windwürfen in ganz Europa unter Druck (nicht nur Sturm „Burglind“ bei uns). Die Kapazitäten in der Holzlogistik sind an ihre Grenzen gekommen. Beim Schwachnutzholz, das von Vorarlberg zu großen Sägewerken ins Tirol geliefert wird, stehen einerseits zu wenige Waggons bei der Bahnverladung bei der ÖBB zur Verfügung und andererseits fehlt es auch bei Abnahmekapazitäten der Sägewerke selbst. Bei Starknutzholz, dass bei den Vorarlberger Sägewerken geliefert wird, hat die Abnahme lange relativ gut funktioniert. Jetzt kann es aber auch hier zu Engpässen führen.
Nasslagerung mit Vorteilen
Bei der Nasslagerung wird ein Neubefall verhindert und vorhandene Bruten können nicht überleben. Ein großer Vorteil der Nasslagerung zu anderen Trockenlagervarianten ist, dass die Holzqualität über längerer Zeiträume nicht beeinträchtigt wird. Die Organisation und Abwicklung des Nasslagers läuft in Zusammenarbeit mit der Agrargemeinschaft Altenstadt über den Waldverband Vorarlberg. Der Waldverband ist eine Serviceeinrichtung für alle Vorarlberger Waldbesitzer. Damit ist gewährleistet, dass von dieser Maßnahme auch alle Waldbesitzer profitieren können. Für die Zukunft mit der drohenden Zunahme von Windwürfen wird die Einrichtung von mehreren Nasslagerplätzen im Rahmen eines Katastrophenmanagements immer wichtiger.
Problem exponentielle Vermehrungsraten
Vermehrungsraten (ohne Geschwisterbruten)
Ausgangsbestand 200 weibl. Buchdrucker, 40 Nachkommen (Geschlechterverhältnis 1:1)
Eltern: 200 ♀ + 200 ♂
1. Generation: 8.000 Käfer davon
4.000 ♀ + 4.000 ♂
2. Generation 160.000 Käfer davon
80.000 ♀ + 80.000 ♂
3. Generation 3,2 Mio Käfer davon
1,6 Mio ♀ + 1,6 Mio ♂
4. Generation 64 Mio Käfer davon
32 Mio ♀ + 32 Mio ♂
Maßnahmen – Tipps
+ Kontrolle bei regelmäßige Waldbegängen, insbesondere Nachbarbäume von früheren befallenen Bäumen, Kontakt zum Beratungsservice der Landeswaldaufseher nutzen.
+ Möglichst wenig „bruttaugliches“ Material im Wald belassen (per Forstgesetz sogar gesetzlich verpflichtend).
+ Befall schwer zu erkennen (kleine Einbohrlöcher, brauner Bohrmehlaustritt, grüne Nadeln am Boden). Beratungsservice des zuständigen Landewaldaufsehers nutzen.
+ Aufgearbeitetes Holz möglichst rasch aus dem Wald abführen, Vermarktungsservice des Vorarlberger Waldverbandes nutzen (Ing. Edgar Häfele, 0664/60 259 19 461, edgar.haefele@lk-vbg.at)
+ Bereits abgestorbene Fichte sind im Übrigen nicht mehr „bruttauglich“ und müssen aus Forstschutzgründen nicht mehr entfernt werden (Käfer ist bereits ausgeflogen).
+ Eine sehr effiziente Methode ist die Fangbaumvorlage im Frühjahr. Hier wird versucht möglichst viele Käfer der Elterngenerationen abzufangen und damit die Massenvermehrung einzuschränken.
+ weitere Maßnahmen: Prügelfalle, Phermonfallen, Entrinden, Zerkleinern, Schutz bei der Lagerung, natürliche Gegenspieler fördern (Borkenkäferbroschüre bei der Landwirtschaftskammer anfordern).